Mittwoch, 7. Februar 2007

Die Muttergottes-Erscheinungen von Heede im Emsland

Heede, EmslandDrunten im flachen Emsland, der Landschaft, in der man halb zerfallene, aber wohl auch noch tätige Windmühlen antrifft, ist das kleine Dorf Heede mit vorwiegend landwirtschaftlicher Bevölkerung der Schauplatz einzigartiger Ereignisse seit dem Jahre 1937. Am Allerheiligenfest dieses Jahres, an dem fromme Beter abends beginnen, für die Armen Seelen dem sog. Toties-quoties-Ablaß in mehrfachen Besuchen des Gotteshauses sich zu widmen, waren zwei 12- bis 14jährige Mädchen von Heede zur Kirche gegangen, die mit dem Pfarrhof und einer kleinen Gruppe bäuerlicher Anwesen etwa 300 Meter abseits vom eigentlichen Ort liegt. In einer der üblichen Gebetspausen blieben die beiden beim Turm der Kirche stehen, und sahen dabei in den rings um die Kirche liegenden Friedhof.
Da plötzlich faßte das eine der Mädchen das andere an und sagte: "Du, dort steht ja die Muttergottes!" Das andere Mädchen sagte in echter Natürlichkeit: "Du bist ja verrückt!", sah aber dann in die angegebene Richtung und erkannte ebenfalls die Muttergottes, die mit dem Jesuskind auf dem Arme in etwa 25 Meter Entfernung vor drei Cypressenbäumen etwa 1 Meter über der Erde auf einer weißen Wolke stand. Die Mädchen verharrten eine Weile so, dann wurde ihnen ängstlich zu Mute und nun liefen sie, so ganz nach Kinderart, davon, dem Dorfe zu. - Zwischen Kirche und Dorf am Wege steht ein Denkmal für die Gefallenen aus dem ersten Weltkrieg. In dessen Nähe kamen ihnen zwei andere, gleichaltrige Mädchen entgegen, die zur Kirche zum Gebet wollten und denen sie ihr Erlebnis sofort sagten. Zu viert entschlossen sie sich nun zurückzugehen, und vom Turm aus sahen nun alle vier die Gottesmutter an der vorherigen Stelle. - Das war der Anfang der mystischen Vorgänge.
Und nun geben wir dem seinerzeitigen Pfarrer von Heede, Rudolf Diekmann, das Wort, indem wir einen Bericht von ihm hier folgen lassen, den er mit dem Datum vom 29. Juni 1941 herausbrachte, um anfragende Interessenten damit zufrieden zu stellen. Es sei vorausgeschickt, daß dieser Bericht somit in der Zeit der Nazi-Macht fiel und daß er mit Rücksicht auf die Familien der 4 Kinder und zu ihrem Schutze vor der Gestapo an manchen Stellen berechtigte Vorsicht walten läßt. Wir werden in Klammern einiges ergänzend hinzufügen im Interesse besseren Verständnisses. -

Der Bericht des Heeder Pfarrers lautet:

"Heede an der Ems, 29. Juni 1941.
"Zur Aufklärung!
Über die Erscheinungen in Heede sind allerlei falsche Gerüchte im Umlauf. Da man solchen Gerüchten nur mit der Wahrheit entgegentreten kann, so stelle ich Ihnen folgenden kurzen Bericht, der wahrheitsgemäß ist, zur Verfügung. Einem kirchlichen Urteil soll damit nicht vorgegriffen werden.
Am 1.11.1937 sahen 4 Mädchen aus Heede im Alter von 12 bis 14 Jahren, Anni Schulte, Grete Ganseforth, Maria Ganseforth und Susi Bruns, die Erscheinung. Die Erscheinungsstelle ist etwa 25 Meter nördlich des Kirchturms zwischen drei Lebensbäumen (Cypressen) auf dem Kirchhofe, welcher die im Jahre 1484 erbaute, erweiterte Pfarrkirche umgibt. Die Kinder schildern die Erscheinung übereinstimmend, wie folgt:
Etwa 1 Meter über der Erde steht die Muttergottes. Unter ihr ist eine blauweiße Wolke. Die Füße sind nicht zu sehen. Auf dem Haupte trägt sie eine reich verzierte goldene Krone ohne Edelsteine. Die Form stimmt mit keiner bisherigen überein. Bekleidet ist die Muttergottes mit einem weißen Gewande, das um die Hüften mit einer etwa 1 Zentimeter dicken Kordel gegürtet ist. Auf dem Kopfe trägt sie oben einen undurchsichtigen Schleier, durch die Krone teilweise verdeckt, von weißer Farbe. Das Haar ist nicht sichtbar. Gewand und Schleier fallen in einigen Falten senkrecht bis herab auf die Wolken. Die Ärmel des Gewandes gehen etwa in doppelter Armweite bis zum Handgelenk. Gewand und Schleier haben keine Verzierung. Die beiden Enden der Kordel reichen auf der rechten Seite bis etwa 30 Zentimeter über der Wolke herab. Auf der linken Hand, die durch den Schleier verdeckt ist, sitzt das Jesuskind in aufrechter Haltung. Es hat ein weißes nicht verziertes Kleidchen an; die Füße sind unbekleidet. - Die Ärmel des Kleidchens reichen bis zum Ellenbogen. Das Haupt ist unbedeckt. Die Augen sind bei Mutter und Kind blau. Die Haare des Kindes sind blond, oben leicht, unten reichlich gelockt und reichen bis über die Ohren herab. In der rechten Hand trägt das Jesuskind eine goldene Kugel, aus der ein goldenes Kreuz herausragt. Kugel und Kreuz sind ohne Verzierung. Die Muttergottes legt ihre rechte Hand leicht gelockert auf die Kugel, sodaß das Kreuz zwischen Mittel- und Ringfinger sichtbar hindurch ragt. Das Alter der Mutter schätzen die Kinder auf 19 Jahre, das des Kindes auf ein bis zwei Jahre. Mutter und Kind schauen die Kinder an. Die Erscheinung steht in einem hellen Schein, der rundum etwa 30 bis 40 Zentimeter die Gestalt der Gottesmutter als eine Helligkeit ohne deutliche Strahlen umgibt.
So erschien die Gottesmutter von da an bis zum 3.11.1940 in kürzeren und längeren Zeitabständen und zwar im ganzen an 105 Tagen. Der Gesichtsausdruck war im allgemeinen freundlich, manchmal lächelnd, manchmal auch, besonders anfangs 1940, ernst. Bei andächtigem Beten, Singen, auch wenn die Kinder das hl. Kreuzzeichen machten, und als sie am Fest Mariä Namen sagten: "Wir gratulieren Dir zum Namenstag!", wurde die Erscheinung glänzender und freundlicher. Am zweiten Tag, an Allerseelen 1937, und am Gründonnerstag 1938 erschien sie ohne das Jesuskind mit ernstem Gesichtsausdruck.
Die ersten Erscheinungen waren täglich. Vom 1.11 bis 13.11.37 erschien sie mit besonders ernstem Gesichtsausdruck. Sie segnete die Kinder so, wie der Priester segnet. Am folgenden Tage, Sonntag, dem 14.11.37, morgens in aller Frühe wurden die Kinder auf Veranlassung der weltlichen Behörde (Gestapo) nach der Landesheil- und Pflegeanstalt Göttingen (Irrenanstalt) gebracht. Bei dem mehrwöchigen Aufenthalt erwiesen sich die Kinder als gesund. Versuche, die suggestiv zu beeinflussen, um sie dadurch von ihrem vermeintlich "abwegigen Verhalten" abzubringen, waren vergebens. Die Kinder wurden dann (am Tag vor Weihnachten) zu einem vierwöchigen Aufenthalt in das Marienhospital zu Osnabrück gebracht (um sich zu erholen). Ende Januar 1938 durften sie nach Heede zurückkehren.
Erscheinungen hatten die Kinder während ihrer Abwesenheit von Heede nicht. Nach ihrer Rückkehr durften die Kinder (nach Weisung der Gestapo) wohl die Kirche besuchen und dabei den Weg über den Kirchhof nehmen. Es war ihnen aber streng verboten, die Erscheinungsstelle auf dem Kirchhof aufzusuchen. An dieses Verbot haben sie sich auch gehalten. (Den Kindern war von der Gestapo angedroht worden, wenn wieder so etwas vorkäme, würden sie entweder wieder nach Göttingen in die Irrenanstalt gebracht oder mitsamt ihren Familien nach dem Osten verpflanzt. Unter diesem schweren Druck standen die Kinder bei den dann folgenden Ereignissen.)
Die Kinder haben jedoch bald nach ihrer Rückkehr die Erscheinung, zuerst am 2.2.1938 von den hinter ihren Häusern liegenden Wiesen aus nicht weit vom Kirchhof, Grete und Susi, zunächst auf der alten Erscheinungsstelle auf dem Kirchhof wieder gesehen. Da der Heeder Friedhof etwa 2 Meter höher liegt, als seine Umgebung, ist die Stelle, besonders im Winter, wenn die Bäume kein Laub haben, einige hundert Meter weit sichtbar.
Der bisherige Ortspfarrer hatte inzwischen aus wichtigen Gründen seine Stelle aufgegeben. (Die Gestapo hatte seine Versetzung gefordert!) Der Nachfolger war noch nicht eingetroffen. Der zu dieser Zeit in Heede anwesende Pfarrverweser hat von dieser neuen Erscheinung während seiner Anwesenheit nichts erfahren.
(Es sei zur Ergänzung noch berichtet, daß in den ersten 14 Tagen der Erscheinungen ein täglich wachsender Menschenstrom nach Heede kam, sodaß am 13.11.37 wohl weit über 10'000 Fremde in Heede weilten und die Straßen rings durch Fahrzeuge aller Art ziemlich verstopft waren, sodaß an sich Anlaß war, durch einen polizeilichen Ordnungsdienst den Verkehr zu regeln, jedoch kein Anlaß, die Kinder wochenlang in eine Irrenanstalt zu setzen.)
Die Kinder fühlten sich innerlich gedrängt, jeden Abend in geringerer oder größerer Entfernung vom Friedhof zu beten. Es wurde im allgemeinen hierzu die Abendzeit ausgewählt, weil sie nur so ihre Zusammenkünfte verheimlichen konnten und weil sie auch am Tage durch Schule und Arbeit verhindert waren. Die Erscheinung zeigte sich in geringeren und größeren Zeitabständen.
Die Kinder sahen nicht immer alle vier die Erscheinung, auch wenn sie alle zugegen waren. Manchmal sah sie nur ein Kind, manchmal zwei, manchmal drei und manchmal alle vier. Die Kinder haben sich dann wohl gefragt, ob wohl die Schuld bei ihnen läge, wenn sie die Gottesmutter nicht sahen. Sie konnten sich jedoch darüber nicht klar werden. Es kann wohl angenommen werden, daß eine gewisse Bevorzugung der einzelnen Kinder ein Trost im Leiden und ein Ansporn zum Guten sein sollte. -
Zuweilen sahen die Kinder erst den Schein und dann die Gottesmutter, manchmal auch nur den Schein. Eines Tages sahen sie die Gottesmutter aus ziemlich großer Entfernung auf dem Friedhof stehen. Da baten sie:
"Wenn Du von Gott bist, so komm doch näher!"
Darauf schwebte die Erscheinung etwa 70 Meter näher zu ihnen heran. In der Folgezeit erschien die Gottesmutter öfter, auch näher bei den Häusern, in denen Ganseforth und Schulte wohnen, doch immer erschien sie in der Gegend zwischen diesen Häusern und dem Friedhof.
Wenn für die Kinder die Möglichkeit bestand, ohne Gefahr näher zum Friedhof hinzugehen, dann zeigte sich die Erscheinung auch nur, wenn die Kinder näher zum Friedhof hingingen, sodaß sie immer wieder zum Friedhof zurückgeführt wurden, wo sich die Gottesmutter später auch verabschiedete.
Die Dauer der Erscheinung betrug 3 bis 30 Minuten. Wenn die Erscheinung sich auch an verschiedenen Stellen zeigte, so ist doch nie beobachtet worden, daß sie gleichzeitig an mehreren Stellen erschien, obwohl die Kinder manchmal getrennt waren und sich gegenseitig nicht verständigen konnten. (Es wurden außer dem Friedhof 15 verschiedene Erscheinungsstellen vermerkt.) In der dreijährigen Zeit der Erscheinungen hat sich mit Sicherheit ergeben, daß äußere oder persönliche Einwirkungen auf die Kinder nicht vorlagen. Die kirchlichen Oberen und die zur fraglichen Zeit in Heede angestellten Geistlichen haben sich der Sache völlig ferngehalten, sodaß ihr Verhalten allgemein als Ablehnung aufgefaßt wurde, auch von den Nächstbeteiligten.
Die Kinder sind einfache Landkinder, fromm und unverdorben, aber ohne besonders hervortretende außergewöhnliche Tugenden, mit kleinen Fehlern, wie sie im allgemeinen dem Kindesalter eigen sind. (Es ist beiläufig interessant, daß die Kinder charakterlich die vier Temperamente repräsentieren.)
Wie haben sich nun die Kinder bei den Erscheinungen verhalten?
Wenn sie vorher beim Beten standen, fielen sie ziemlich plötzlich auf die Knie. Die Haltung war dabei auffallend gerade, die Augen starr gradaus gerichtet, sobald die Erscheinung ihnen sichtbar war. Aus Zeugenaussagen hat sich ergeben, daß die Kinder dabei manchmal für äußere Sinneseindrücke unempfänglich waren, solange die Erscheinung dauerte. Manchmal nahmen sie aber auch ihre Umgebung wahr, sprachen mit Anwesenden und konnten deren Worte verstehen.
Das Verhalten der Kinder war nicht abhängig vom Wetter. Sie knieten auch bei sehr rauhem Wetter in den sehr kalten Wintern dieser Jahre, sowie bei Schnee und Regen auf dem Boden im Freien.
Die Kinder redeten mit der Gottesmutter und stellten Fragen, wie sie ihrer Auffassung von den Ereignissen entsprachen, z.B. ob sie eine Kapelle oder Grotte bauen sollten, welchen Beruf sie ergreifen dürften. Sie baten um Offenbarung der Erscheinung. Die Antwort entsprach nicht den Erwartungen der Kinder, ihrer Angehörigen und Bekannten. Pfarrer Stahlberg (der von der Gestapo entfernte Vorgänger des jetzigen) hat durch die Kinder in den ersten Tagen der Erscheinungen eine Frage an die Gottesmutter stellen lassen. Eine direkte Antwort darauf ist nie erfolgt. Sonst haben die Geistlichen weder Fragen gestellt, noch veranlaßt. Gesprochen hat die Gottesmutter nur wenige Worte. Das Jesuskind hat auf alle Fragen wohl gelächelt, aber nicht geantwortet.
Es seien jetzt noch die Tage aufgeführt, an denen etwas Besonderes geschah und an denen die Gottesmutter gesprochen hat. Außer den Geheimnissen werden alle Worte hier angeführt.
Am Feste Mariä Himmelfahrt 1938 schwebte die Gottesmutter von der Erscheinungsstelle den um den Friedhof herum führenden Weg entlang in Richtung zur Kirche und zum Pfarrhaus. Sie wurde den Kindern unsichtbar, als sie hinter der Ecke des Pfarrhauses verschwand. – Dieser Vorgang läßt, wie auch einige andere, klar darauf schließen, daß die Kinder etwas sahen, was außerhalb ihrer eigenen Person vorhanden war (also kein Gebilde ihrer eigenen Fantasie!), sonst hätte eine Hausecke ihre Schau nicht behindern können.
Mariä Himmelfahrt 1939 baten die Kinder:
"Mutter, zeige uns Deine Himmelfahrt!" –
Darauf schwebte die Erscheinung nach oben, die Gottesmutter lächelte und segnete, während das Jesuskind mit der linken Hand winkte.
Im Jahr 1938 erschien die Gottesmutter Anni Schulte an zwei Herz-Jesu-Freitagen, als sie auf dem Weg über den Kirchhof ging zur hl. Messe, an der ersten Erscheinungsstelle. Sonst haben die Kinder nach ihrer Rückkehr von Göttingen die Erscheinung nie wieder an dieser Stelle gesehen, obwohl sie doch fast täglich über diese Stelle gingen (abgesehen vom 3.11.40, dem Tage, an dem sich die Gottesmutter verabschiedete).
Am 7.4.1938 hörte Anni die Worte:
"Kinder, betet noch viel!"
Am 12.5.38 fragte Grete:
"Sollen wir Kranke holen?"
Antwort: "Nein, noch nicht!"
Frage: "Sollen wir jeden Abend wiederkommen?"
Antwort: "Ja!"
Am 5.4.39 stellte Maria Ganseforth die bis anhin noch nie gestellte Frage:
"Mutter, als was willst Du verehrt werden?"
Antwort: "Als Königin des Weltalls und Königin der armen Seelen."
Frage: "In was für einem Gebet sollen wir Dich denn so verehren?"
Antwort: "In der lauretanischen Litanei." -
Am 24.10.39 hörten alle vier Kinder die Worte:
"Offenbart alles, was ich euch gesagt habe, den Geistlichen!"
Am 26.1.40 sah Maria die Muttergottes, die sehr traurig aussah und Tränen vergoß. – Auf die Frage:
"Mutter, was hast Du?" antwortete sie: "Kinder, betet!"
Am 29.4.40 sagte Grete:
"Mutter, segne doch die Diözese!"
Darauf segnete die Muttergottes. – An diesem Tage fand die feierliche Weihe der Diözese Osnabrück an die Gottesmutter statt.
Am 13.10.40 sahen alle vier Kinder die Gottesmutter. Als das erste Gesetz des Rosenkranzes gebetet wurde, fielen die Kinder plötzlich auf die Knie, wie sie auch sonst taten, wenn die Erscheinung ihnen sichtbar wurde. – Maria Ganseforth betete laut:
"Gegrüßt seist Du, Königin!"
Dann stellte sie, wie üblich eine Reihe Fragen:
"Sollen wir eine Kapelle bauen oder eine Grotte? Wir wollen es gerne tun. – Mutter, wie schön bist Du!"
Mitten in dem Fragenstellen wurden die Kinder auf einmal stumm. Dieser Zustand hielt etwa 10 Minuten an. – Dann fragte eines der Kinder:
"Mutter, welche Kranke willst Du heilen?"
Antwort: "Ich werde nur diejenigen heilen, die in der rechten Gesinnung kommen!"
(Bis zum August 1943 hat der Pfarrer von Heede, der überaus kritisch und nüchtern denkt und dieser Eigenschaft seine Berufung nach Heede verdankt, fünf Krankenheilungen seiner vorgesetzten Stelle gemeldet, die er natürlicherweise nicht für erklärbar hielt.)
Hierauf beteten die Kinder:
"Mutter, segne unsern Pastor und unsern Kaplan!"
Darauf segnete die Gottesmutter. – Als die Erscheinung verschwunden war, erzählten die Kinder, daß sie während ihres Verstummens eine Botschaft erhalten hatten mit den beigefügten Worten:
"Erzählt dies nur dem Hl. Vater!"
Bei einer späteren Befragung ergab sich zufällig, daß jedes Kind einzeln nacheinander die Botschaft erhalten hatte. Es ist bemerkenswert, daß an diesem Tage niemand etwas Besonderes erwartet hatte. Die Kinder waren in ihrer Arbeitskleidung, sodaß sie sich scheuten, zur Berichterstattung zum Pfarrer zu gehen. Erst auf Drängen der Mutter Bruns sind die Kinder zu ihm gegangen. Die Erscheinung war an diesem Tage auf der Pfarrwiese, etwa 130 Meter vom Friedhof entfernt. Die Kinder sahen sie sehr nahe vor sich.
(Die Botschaft wurde nach einiger Zeit, aber noch während des Krieges, über den Berliner Nuntius dem Heiligen Vater zugeleitet.)
Am 1.11.40 sahen alle vier Kinder die Erscheinung auf der vorgenannten Wiese, jedoch etwa 50 Meter näher zum Friedhof. Es wurde gebetet:
"Segne Du, Maria, segne mich, Dein Kind!"
Die Kinder stellten wieder die üblichen Fragen und baten wiederholt dringend um Segen mit den Worten:
"Segne uns, Mutter! Wir sind Deine Kinder! Wir wollen alles tun, was Du sagst! Sage uns Deinen Wunsch! – Mutter, gib uns noch einmal Deinen Segen! Mutter, tu es doch! – Mutter erleuchte unsern Oberhirten! Mutter, segne unsere Gemeinde! Segne unsere Kranken, Mutter, segne unsere Brüder im Felde! – Mutter, segne alle, die zugegen sind!"
Grete rief zum Schluß:
"Mutter, kommst Du wieder?"
Antwort: "Ja!"
Am 3.11.40 sahen die Kinder zum letzten Mal die Gottesmutter und zwar alle vier Kinder auf der ersten Erscheinungsstelle auf dem Friedhof. (Dies ist hier offenbar mit Rücksicht auf die Gestapo ausdrücklich vermerkt, um darzutun, daß die Kinder nicht an der Stelle waren, wo sie sich bei den ersten Erscheinungen 1937 auf dem Friedhof befunden hatten, daß sie also nicht gegen das Verbot der Gestapo handelten.)
Die Kinder stellten wieder viele Fragen. Plötzlich wurden sie stumm. Nach einiger Zeit rief Susi laut:
"Mutter, was bewegst Du die Lippen? Sprich doch lauter! Ich kann Dich ja nicht verstehen!"
Sie wurde dabei ganz aufgeregt. Noch zweimal rief sie so in einigen Zeitabständen. Beim dritten Mal schluchzte sie laut auf. Die Anwesenden fingen gleichfalls an zu weinen, als sie das Verhalten des Kindes sahen.
So wie am 19.10.40 hatte auch heute die Gottesmutter zu jedem Kinde einzeln gesprochen. Die andern Kinder sahen wohl die Bewegung der Lippen, auch wie die Gottesmutter jedem den Segen gab nach seinem Geheimnis, hören aber konnten sie nichts. Zum Schluß sagte die Gottesmutter:
"Dieses Geheimnis sollt ihr für euch behalten und niemandem sagen!"
Die Reihenfolge in der Offenbarung der Geheimnisse scheint gewesen zu sein: Grete, Anni, Maria, Susi. – Nachdem alle ihr Geheimnis und den Segen erhalten hatten, sprach die Gottesmutter zu allen vieren zusammen:
"Nun, liebe Kinder, noch den Segen! Bleibt Gott ergeben und brav! Betet oft und gern den Rosenkranz! Nun ade, liebe Kinder! Auf Wiedersehen im Himmel!"
Grete rief dann:
"Kommst Du denn gar nicht wieder? Mutter, willst Du uns denn gar nicht im Rosenkranzmonat besuchen?"
Antwort: "Nein!"
(In Heede wird der November als Rosenkranzmonat begangen.)
"Mutter, gib uns den Segen!" riefen die Kinder und erhielten auch den Segen.
"Segne auch die ganze Geistlichkeit!"
Auf diese Bitte hin wurde von Ihr der letzte Segen erteilt.
"Mutter, wir danken Dir!" riefen die Kinder unter heftigen Tränen der scheidenden Mutter nach. Auch die übrigen Anwesenden waren gerührt, einige weinten.
Die Kinder gingen sofort ins Pfarrhaus und berichteten dem Pfarrer. Sie machten einen auffallend ernsten Eindruck. Grete konnte auch jetzt die Tränen nicht ganz zurückhalten. – Sie meinte, sie hätte doch noch so viel zu fragen. Bevor sie weggingen, baten sie die Geistlichen um den Segen, was dort ganz ungewöhnlich ist und die Kinder bisher noch nie getan hatten. Zu Hause waren sie in den nächsten Tagen auch noch ganz niedergedrückt.
"Hätte sie mich doch mitgenommen!" sagte eine von ihnen. – –
Soweit der tatsächliche Hergang!

Die Auswirkungen der Ereignisse sind, soweit man sie erkennen kann, gut. Die Kinder, ihre nächsten Angehörigen, ihre Gemeinde und auch ihre nähere und weitere Umgebung sind religiös gefördert. Besonders hat die Marienverehrung einen mächtigen Auftrieb erhalten. Jeder Katholik wird sich dem Urteil der Kirche, das jetzt noch nicht gesprochen ist, unterwerfen. Einstweilen steht es jedem frei, sich seine Meinung darüber zu bilden. Die Anrufungen "Königin des Weltalls" und "Königin der armen Seelen" dürfen wenigstens privatim gebraucht werden. Heilige und gelehrte Menschen haben schon viel Schönes über den Inhalt dieser Anrufungen gesagt und geschrieben.
gez. Rudolf Diekmann, Pfarrer."

Im Frühjahr 1946 wurde die kirchliche Prüfung der Ereignisse von Heede durch das Ordinariat Osnabrück veranlaßt. Da die mystischen Ereignisse mit dem Abschied der Gottesmutter am 3.11.40 nicht, wie es zunächst schien, ihren Abschluß fanden und auch zur Zeit noch andauern, sei noch soviel mitgeteilt, daß eines der vier Mädchen, Grete Ganseforth, als Sühneseele auserkoren ist und eines ganz außerordentlichen Verkehrs mit der Übernatur gewürdigt wird. Der Heiland erscheint ihr als Kind, mit dem sie spielt, wie einst St. Antonius, und als Mann, der zahlreiche Ansprachen an sie gerichtet hat, die zu Buße und Gebet auffordern, vor allem für die armen Sünder, und viele geistige Anregungen enthalten. Engel verkehren mit ihr, und auch der Teufel macht sich immer wieder bemerkbar in einer Weise, daß man merkt, wie sehr ihm an der Zertrümmerung des in Heede aufkommenden Guten liegt. Die Gottesmutter erschien nicht mehr in persönlicher Gestalt, sie spricht jedoch zuweilen aus einem hellen Schein zu Grete. So hat sie das Bild, das von Professor Klaas, Münster, genau nach den Angaben der Kinder gemalt wurde und ihre Erscheinung mit dem Jesuskinde wiedergibt, in einer Ansprache an Grete in der jetzigen Form bestätigt.
Von Interesse ist, daß die im Jahre 1824 gestorbene gottselige Seherin Anna Katharina Emmerich aus Dülmen in Westfalen für ihr Heimatland einen großen Wallfahrtsort in der Zukunft angekündigt hat. Und der im Jahre 1912 verstorbene Pfarrer Zurlag in Neubörge bei Ems, der im Rufe eines Mystikers stand, soll 1905 geschrieben haben – wir haben es selbst nicht nachprüfen können in seinen Schriften –: "Kleines Heede im Emsland, wirst noch einmal weltberühmt werden!" Allem Anschein nach wird Heede ein Wallfahrtsort mit der Hauptgebetsmeinung "Bekehrung der armen Sünder", und unter diesem Gesichtspunkt kann man gut verstehen, wenn der Teufel alle Hebel in Bewegung setzt, die Pläne Gottes und Seiner heiligsten Mutter zu durchkreuzen. Es ist wohl Aufgabe aller Gutgewillten, die zu Erkenntnissen in der Frage Heede gelangt sind, auf der geistigen Ebene mitzuwirken, daß der Hölle solches nicht gelingt und die Sache der Regina Universorum, der Königin des Weltalls, und Ihres göttlichen Kindes den Sieg davon trägt!


Hymne an die Königin der Armen Seelen
von Maria-Josefa D--n

Wer leiht mir hohe Gedanken,
Die nur um die Hehre sich ranken?
Wer gibt den Schwung mir der Rede,
Um würdig zu preisen Dich, Mutter von Heede?

Die Kunst dieser Erde, schwach menschlich Bemühen!
Des Seraphs Begeisterung müßte erglühen. -
Doch missest den Willen Du, gütigste Frau,
Und wägst nicht das Werk; darauf ich vertrau.

Wer zog einst den Himmel zur Erde hernieder?
Verknüpfte uns ihm als werthafte Glieder?
Ein holdselig, gnadenvoll Mägdelein,
Tief demütig, makellos, lilienrein.

Dreifaltigkeitsratschluß hat Sie erschaut
Als Mutter des Schöpfers, als Tochter und Braut.
Zur Fürstin des Himmels ward sie erhoben,
Wo selige Jubelchöre Sie preisen und loben.

Doch teilt Sie mit Ihrem Kindelein
Die Wonne, bei Menschenkindern zu sein.
Du glückliches Heede! noch unberührt
Vom Strom dieser Welt, weshalb dir gebührt

Der seltene Vorzug, die Mutter der Gnaden
Zu wissen auf deinen gesegneten Pfaden. -
Vier Kinder, kreuzbrav und von gläubigen Sinnen,
Den Armenseelenablaß zu gewinnen,

Beteiligten sich am frommen Gebete:
Mit Anny und Susi die Schwestern Maria und Grete.
Nach Vorschrift gehen sie ein und aus.
Die Dämmerung webt schon ums Gotteshaus.

Da sehn sie im Freidhof, nur wenig Schritt fern,
Vor dunklen Cypressen die Mutter des Herrn.
Auf blau-weißer Wolke schwebt Sie herab,
Verweilend ob einem vergessenen Grab.

Die Himmlische hüllet ein schneeweiß Gewand,
Vom Haupt wallt ein Schleier. Auf stützender Hand
Ihr Kindlein Sie trägt, den Herrscher der Welt,
Der als Symbol die Erdkugel hält.

Die Schauenden reißt es mit Himmelsgewalt,
Sie sinken aufs Knie vor der edlen Gestalt, -
Kaum mögen den Augen sie trauen;
Doch sehen sie entzückt in die blauen,

Sanft lächelnden Augensterne von Mutter und Kind.
"Gegrüßet seist Du, Maria!" so beten sie geschwind.
Noch immer fassen das Wunder sie kaum;
Lebendige Wirklichkeit ist's, kein Traum!

Die Fürstin ziert ein Diadem, indes beim Sohne
Nur goldige Löckchen bilden die Krone.
Die Rechte der Mutter die Erdkugel deckt,
Und zwischen den zarten Fingern reckt

Ein Kreuzlein von Golde sich deutlich empor.
Die Kinder verharren mit lauschendem Ohr:
Zu hören ist nichts als lispelnder Wind,
Es lächeln nur schweigend Mutter und Kind.

Die Mandorla schwindet; vorüber die himmlische Schau.
Und durch den November, düster und grau,
Läuft schnell von Munde zu Munde,
Das Dörflein beglückend, die selige Kunde.

Und täglich dürfen die Kinder schauen
An gleicher Stätte die Hehrste der Frauen.
Rings betendes Volk, ein schützende Mauer. -
Gehässiger Unglaube steht auf der Lauer.

Am vierzehnten Tage, da greifet er zu
Und störet die Andacht und störet die Ruh.
Ist staatliche Macht noch der Hilflosen Hort?
Sie führet von Heimat und Elternhaus fort

Vier harmlose Kinder, die nichts sonst verbrochen,
Als daß sie begeistert die Wahrheit gesprochen.
Empörung und Trauer im ganzen Land!
Man spricht ihnen ab den gesunden Verstand,

Nach Göttingen geht's, zum Hause der Irren,
So will man die schwachen Mädchen verwirren. -
Doch diese vertrauen sich himmlischer Hut;
Im Leid wächst ihnen Bekennermut.

Wenngleich sie die hehre Frau nimmer sehen,
Sie wollen die Prüfung tapfer bestehen.
Was auch die listigen Gegner ersinnen,
Vier jugendliche Bekennerinnen,

Sie kennen kein Wanken und Weichen;
Der Wahrheit ist dieses ein untrüglich Zeichen.
Da Weihnachten naht, Neujahr zieht ins Land,
Und immer noch sind die Ärmsten verbannt,

Vermittelt der Bischof von Osnabrück
Und führt sie endlich zur Heimat zurück.
Der Unglaube selbst erklärt als Befund
Die Kinder an Leib und an Seele gesund.

Doch wird ihnen drohend bei Strafe verboten,
Je wieder zu weilen im Friedhof der Toten.
Die Machthaber spielten noch weiteren Trumpf:
Drei Lebensbäume sind bis auf den Stumpf

Gefällt über Nacht von wuchtigen Hieben;
So wähnen sie, "Wahnwitz und Spuk" sei vertrieben,
Und endgültig sei es, nach Meinung der Schlauen,
Untrüglich und vollends vorbei mit dem Schauen.

O alte Schlange! elender Wurm!
Hoch ragt der "Elfenbeinerne Turm":
Das Weib hat dir den Kopf zertreten!
Die Wallfahrer strömen nach Heede und beten.

Du Weltalls Königin, hoch sei verehrt!
Durch Deine Macht werd uns Frieden beschert!
Der Armen Seelen Königin Du,
Uns alle führ Deinem Sohne hinzu!

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